Klinik für Dermatologie, Allergologie und Venerologie der Universität zu Lübeck: Interaktion von Forschung und klinischer Versorgung

Die Ursprünge der Lübecker Universitäts-Hautklinik reichen in die 30er-Jahre des letzten Jahrhunderts zurück. Die Klinik hat in den letzten Jahrzehnten eine konsequente bauliche und inhaltliche Weiterentwicklung erfahren und verfügt heute über 85 Betten auf 2 Stationen und in einer Tagesklinik. Ein modernes Weiterbildungsprogramm, das auf einem Rotationsprinzip durch 5 verschiedene stationäre und ambulante Teams beruht, vermittelt alle wesentlichen Lerninhalte der Dermatologie. Die Erweiterung der Klinik in den letzten Jahren beruhte auf einer engen Interaktion von Grundlagenforschung und klinischer Tätigkeit, insbesondere auf dem Gebiet kutaner Autoimmunerkrankungen und entzündlicher Dermatosen. Die wissenschaftliche Entwicklung der Hautklinik profitierte seit 2007 insbesondere von der Förderung durch die Exzellenzinitiative des Bundes (Exzellenzcluster Inflammation at Interfaces). Daneben wurde durch die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) seit 2011 unter Federführung der Hautklinik ein Graduiertenkolleg Modulation of Autoimmunity gefördert, das zur Entwicklung des wissenschaftlichen Nachwuchses und zur Ausbildung zahlreicher naturwissenschaftlicher und medizinischer Doktoranden/Doktorandinnen1 beitrug. Seit 2015 besteht an der Klinik auch eine Klinische Forschungsgruppe der DFG zum Thema Pemphigoid Diseases – Molecular Pathways and their Therapeutic Potential. Im Jahr 2018 haben Mitarbeiter der Klinik wesentlich zur Einwerbung eines Clinician Scientist-Programms der DFG beigetragen, das die wissenschaftliche Ausbildung forschender Kliniker verbessern soll. In den letzten Jahren haben sich aus der Lübecker Hautklinik heraus 2 eigenständige Institute neu etabliert. Hierzu zählen das Institut für Entzündungsmedizin unter der Leitung von Prof. Diamant Thaçi, in dem klinische Studien zu entzündlichen Hauterkrankungen initiiert und koordiniert werden und die Versorgung von Patienten mit entzündlichen Dermatosen stattfindet. Daneben ist aus der Hautklinik heraus das Lübecker Institut für Experimentelle Dermatologie (LIED) entstanden, in dem derzeit 5 Professoren mit ihren jeweiligen Arbeitsgruppen zu unterschiedlichen Themen der Entzündung an der Haut forschen. Die interdisziplinären wissenschaftlichen Aktivitäten zur Entzündung an der Haut am Lübecker Campus werden seit 2015 in einem Center for Research on Inflammation of the Skin (CRIS) gebündelt. CRIS erhielt kürzlich die Zusage für ein eigenständiges Forschungsgebäude, das nach § 91 Grundgesetz durch Bund und Land finanziert wird und derzeit im Zentrum des Lübecker Campus entsteht. Der Ausbau der Forschungsstrukturen der Klinik ging mit der Einrichtung von Spezialambulanzen für verschiedene entzündliche Hauterkrankungen, aber auch für die Versorgung von Hautkrebs und chronischen Wunden einher. Die Klinik verfügt über ein zertifiziertes Hautkrebszentrum und ist Teil der Lübecker universitären Gefäß- und Krebszentren. Weitere wichtige Pfeiler der klinischen Versorgung sind zertifizierte diagnostische Einsendelabore für Dermato-Histopathologie und kutane Autoimmunerkrankungen.

Incontinentia pigmenti – eine seltene Differenzialdiagnose bei Neugeborenen

Ein neugeborenes Mädchen afghanischer Eltern wurde noch am Tag der Geburt mit der Verdachtsdiagnose einer kongenitalen Herpesinfektion in die Kinderklinik überwiesen. Das ansonsten gesunde Kind wies bereits bei Geburt schuppende und vesikulöse Hautveränderungen auf. Die Eltern waren Cousine und Cousin und hatten noch 3 gesunde Töchter und 2 gesunde Söhne. Im Verlauf der nächsten Tage zeigten sich bei dem Neugeborenen Papeln und lineare Hyperpigmentierungen. Das histologische Bild zeigte eine eosinophile Spongiose. In der Gesamtschau kamen wir zur Diagnose einer Incontinentia pigmenti. Bei erneuter Befragung berichtete die Mutter von 2 Aborten mit männlichen Feten. Bei der körperlichen Untersuchung der gesamten Familie fielen bei der Mutter hypopigmentierte, striäre Flecken und Plaques an den Unterschenkeln auf, typisch für das späte Stadium einer Incontinentia pigmenti.

[Alpha-Gal-associated delayed red meat anaphylaxis as an occupational disease]

In a 30-year-old chef with recurrent delayed angioedema history as well as the experimental detection of IgE antibodies against galactose-alpha-(1,3)-galactose (alpha-Gal) pointed to alpha-Gal as the causative agent. The diagnosis, therefore, was delayed anaphylaxis due to alpha-Gal. Because of the potential relationship to his profession, we submitted a dermatologist's report BK 5101 to the liability and insurance association, whereupon his contract of employment was terminated without notice. As a consequence, we reported an occupational disease. This case demonstrates an underdiagnosed, potentially life-threatening allergy to the disaccharide alpha-Gal in red meat as an occupational disease.

Meat allergy associated with galactosyl-α-(1,3)-galactose (α-Gal)-Closing diagnostic gaps by anti-α-Gal IgE immune profiling

BACKGROUND

Glycoproteins and glycolipids of some mammalian species contain the disaccharide galactosyl-α-(1,3)-galactose (α-Gal). It is known that α-Gal is immunogenic in humans and causes glycan-specific IgG and also IgE responses with clinical relevance. α-Gal is part of the IgE-reactive monoclonal therapeutic antibody cetuximab (CTX) and is associated with delayed anaphylaxis to red meat. In this study, different α-Gal-containing analytes are examined in singleplex and multiplex assays to resolve individual sensitization patterns with IgE against α-Gal.

METHODS

Three serum groups, α-Gal-associated meat allergy (MA) patients, idiopathic anaphylaxis (IA) patients with suspected MA, and non-meat-allergic healthy control individuals (HC), were analyzed via singleplex allergy diagnostics and a newly established immunoblot diagnostic system. The new dot blot detection system resolved individual IgE sensitization profiles for α-Gal-containing analytes CTX, bovine thyroglobulin (Bos d TG), and human serum albumin (HSA)-conjugated α-Gal.

RESULTS

Singleplex allergy diagnostics using the α-Gal analytes CTX and Bos d TG confirms the history of MA patients in 91% and 88% of the cases, respectively. A novel dot blot-based assay system for the detection of IgE against α-Gal reveals individual IgE sensitization profiles for α-Gal-containing analytes. An α-Gal-associated IgE cross-reactivity profile (IgE against CTX, Bos d TG, and HSA-α-Gal) was identified, which is associated with MA.

CONCLUSIONS

Detection of individual sensitization patterns with different α-Gal-containing analytes provides the basis for an individual allergy diagnosis for α-Gal-sensitized patients. Higher amounts of α-Gal in pork and beef innards compared to muscle meat as indicated by a higher staining intensity are a plausible explanation for the difference in allergic symptom severity.

Primäraffekt am Finger unter dem Bild einer chronischen Paronychie

A 33-year-old woman presented with a 4-months history of a granulating ulcer on the right index finger. Paronychia was suspected and nail extraction with subsequent histopathologic examination of the removed tissue was performed. Two months later, it became known that the patient's sexual partner had been treated for syphilis. The patient's serology was also positive. Subsequent examination of the original tissue sample by polymerase chain reaction, immunohistochemistry using Treponema pallidum-specific antibodies, and silver staining revealed large numbers of syphilis bacteria, confirming the diagnosis of extragenital chancre.